D 1918/19 ca. 45 Min. 35mm Filmkopie, viragiert. Regie, Buch: William Kahn. Darsteller: Heinrich Peer (Rat Anheim) u.a.
D 1919. 60 Min. digital, s/w. R,B: Ernst Lubitsch. B: Hanns Kräly. D: Ossi Oswalda (Ossi Quaker), Victor Janson (»Austernkönig« Quaker), Harry Liedtke (Prinz Nuki), Julius Falkenstein (Josef)
DER GRÜNE VAMPYR: Die Bedeutung des Detektivgenres für den frühen Film kann kaum überschätzt werden. Mit über einhundert Vorführungen im Jahr 1919 prägten die Kriminal- und Detektivserien mit den cleveren Spürnasen Stuart Webbs, Max Landa und Rat Anheim maßgeblich das Bild der Weimarer Lichtspielhäuser. Sie gingen aus dem Geist der Groschenromane und der Unterhaltungstheater hervor und standen im Fokus volkspädagogischer Kinoreformer.
In der hier gezeigten Folge schlüpft der Operettenschauspieler Heinrich Peer (Abbildung oben) in die Rolle des berüchtigten Kriminalrats Anheim, der in einem niederländischen Moorgebiet einen gespenstischen Fall lösen soll. Ein zudem außerordentlich frühes Zeugnis für den »Vampirismus« im deutschen Film.
DIE AUSTERNPRINZESSIN: Ernst Lubitschs aufwendig choreographiertes Lustspiel über Reichtum, Erotik und Alkoholexzesse war im Kinojahr 1919 der am häufigsten vorgeführte Film in Weimar: Ein amerikanischer Geschäftsmann hat sein Vermögen mit Meeresfrüchten verdient und ist deshalb als »Austernkönig« bekannt. Seine verzogene Tochter, die »Austernprinzessin«, soll einen verarmten Prinzen heiraten, doch gerät sie versehentlich an den Dienstboten Josef und verursacht etliche Turbulenzen und Absurditäten. Mit seiner »absichtlichen Selbstironie« (Béla Balázs) entlarvt Lubitsch zeitgenössische Filmmoden und verspottet die Pracht und die Eleganz der hochvornehmen Welt.
»250.000 Mark! Unerhörte Aufmachung! 300 Diener. Warum das? Nur weil Amerika in das Horn der Superlative stößt? Hat man von den Filmstädten in Amerika, von den 70.000 Mitwirkenden im Film INTOLERANCE gelesen? Will man denen drüben damit imponieren? Man wird es bei diesem Film mit der Eleganz, dem Stil, dem Tempo, wie man es in unserem Film-Drama mit dem oft zitierten sogenannten ›logischen Spiel‹ und der unerhörten Lebendigkeit und Schmiß einer Pola Negri in CARMEN kann.« B.E. Lüthge, Film-Kurier vom 22.6.1919.
Im Anschluß an die Filmvorführungen findet ein Gespräch mit der Musikerin Maud Nelissen (Utrecht, Niederlande) und Richard Siedhoff (Weimar) über die Kunstform »Stummfilmkonzert« statt.